Zur Geschichte der Pfarrei Herrlingen und ihrer Pfarrkirche
Die Pfarrei Herrlingen (alt: Horningen, Hurningen) ist wahrscheinlich eine Gründung des 11. spätestens 12. Jahrhunderts. Diese steht zweifellos im Zusammenhang mit dem Bau der Burg Horningen (Oberherrlingen) und der Entstehung des gleichnamigen Burgweilers im unteren Lautertal. Einiges spricht dafür, dass sie die Staufer als Erben der Edelfreien von Hurningen gestiftet haben, um hier neben dem herrschaftlichen auch ein kirchliches Zentrum zu schaffen. Der mittelalterliche Pfarreisprengel war bis zum 19. Jahrhundert auffallend klein, er umfasste – wie heute wiederum – lediglich das Pfarrdorf samt der Burg, Weiler Weidach und das ältere Dorf Wippingen, das vorher zur Pfarrei Asch gehört haben konnte. Im Norden stieß er auf den Sprengel der uralten Marienkirche in Lautern, im Süden auf die Blau als einer alten kirchlichen Grenze. Erst die Einführung der Reformation in Ulm 1530/31 ermöglichte die pastorale Betreuung der ihrer früheren Pfarrkirche in Ulm beraubten Einwohner von Klingenstein als „Extranei“ (d.h. Fremde, außerhalb der Pfarrei Wohnende) durch den Herrlinger Pfarrer. Die Einbeziehung Ehrensteins in der napoletarischen Zeit. Die Apostel Andreas geweihte Pfarrkirche wird erstmals 1275 in dem bekannten „ lieber decimscionis...“ des Bischofs Rudolf von Konstanz genannt. Ursprünglich unter dem Patronat des Reiches trat 1333 mit der Schenkung von Patronat und Kirche durch Kaiser Ludwig d. Bayern an die Deutschordenkommende Ulm eine Wende ein. Ein Privileg König Karls IV. Von 1347 erlaubte den Brüdern des Deutschen Hauses, die Einkünfte der Kirche in Herrlingen zu ihrem Tisch zu verwenden (Incorporatio pleno jure. Fortan bis ins 19. Jahrhundert waren die Herrlinger Pfarrer lediglich Vikare des Ulmer Ordenskomturs mit limitierten Einkünften. Dieser Umstand kam reichlich Gelegenheit zu Klagen und Streitigkeiten und war der Grund für längere Vakanzen und raschen Wechsel der Stelleninhaber zum Schaden der Seelsorge. Auch die Präsenz von zwei Kaplänen an der Pfarrkirche seit dem 16. Jahrhundert wirkte sich im Leben der Pfarrei nicht immer günstig aus. Die Frühmeßkaplanei – nach 1820 Andreaskaplanei genannt – 1339 von Ritter Gerwig von Hörningen und dessen Vetter Ulrich gestiftet und dem Ulmer Komtur zur Lehenschaft und Kollatur aufgetragen, war wegen der Geringfügigkeit ihrer Einkünfte zeitweilig unbesetzt und wurde erst wieder 1720 auf Betreiben des Freiherrn von Bernhausen erneuert. Die Schloßkaplanei, auch Dreifaltigkeitskaplanei genannt, ist um 1620/1625 aus der Vereinigung der beiden Burgkaplaneigen St. Sebastian auf Oberherrlingen und zur Hl. Dreifaltigkeit auf Burg Klingenstein an der Herrlinger Pfarrkirche entstand. Wie der Frühmesskaplan hatte sich auch der Schlosskaplan nach der Verrichtung seiner „fundationsmäßigen“ Gottesdienste dem Herrlinger Pfarrer für seelsorgerliche Aufgaben zur Verfügung zu halten. Die beiden Kaplaneien sind in unserm Jahrhundert in den nach dem 2. Weltkrieg zu Pfarreien erhoben Seelsorgestellen in Ehrenstein und Klingenstein. Als Zehntherr hatte das Deutsche Haus in Ulm seit dem 14. Jahrhundert die Baulasten an der ursprünglich wohl romanischen, im Mittelalter in gotischen Stil erneuerten Pfarrkirche zu tragen. Vom Aussehen der alten Kirche gibt es außer einem auf die Maße der neue Kirche aufgesetzten Grundriss, gefertigt von Georg Scholl, nur eine etwas vage Zeichnung vom Schloss Klingenstein aus. Sie warenwesentlich kleiner als die heutige und stand in deren nordwestlichen Bereich näher am Steilabhang zur Lauter. Der den Chor auf der Südseite flankierende Turm trug ein Satteldach zwischen 2 westöstlich gewandten Staffelgiebeln. im 17 und 18 Jahrhundert geriet sie in Folge Vernachlässigung in ein baufälligen zustand, der auch durch kostspielige Reparaturen nicht mehr behoben werden konnte. Sie musste 1813/1814 wegen Einsturzgefahr abgetragen werden. Da der württembergische Staat als Rechtsnachfolger des Deutschen Ordners zu einem Kirchenneubau verpflichtet war, ließ er nach Abschluss der Planungsarbeiten im Frühjahr 1815 den Bau der neuen Kirche unter der Landbaumeisters Atzel der Richtspruch beim Aufschlagen der Christkatholischen Kirche zur Dreifaltigkeit (sic) gehalten, ein Pamphlet, das so recht den damals vorherrschenden Geist der kirchlichen Aufklärung atmet. Zur Ausstattung der neuen Kirche nichts mehr zu gebrauchen war, die Einrichtung der zum Abbruch bestimmten Deutschordenskirche St. Elisabeth in Ulm zur Verfügung Altäre, Kirchenbänke, Beichtstühle). Auch eine Glocke und die Orgel wurden nach Herrlingen überführt. Im Oktober 12816 sollte die Kirche geweiht werden. Wegen der damaligen turbulenten Zustände bei der Neuorganisation eine württembergischen Landesbistums- Auflösung des Bistums Konstanz und Errichtung eines Generalvikariats in Ellwangen bzw. Rottenburg- verzögerte sich jedoch die Weihe um zwei Jahre. Am 14. Oktober 1818 wurde sie durch Bischof Johann Babtiste von Keller, Generalvikar besaß nun ein größeres und unvergleichlich schöneres Gottesdienst als je zuvor, in dem die im Jahr 1815 um Ehrenstein erweiterte Pfarrgemeinde ihre Gottesdienste feiern konnte. Im Laufe des 19. und unseres Jahrhunderts ist die Pfarrkirche innen und außenwiederholt restauriert wurde. Es sei erinnerte an die großen baulichen Verbesserungen 1886 –1893,1905, 1928, 1930,1934 (Epitaphien-Grabmäler in die Kirche geholt, Sakresteianbau, Kanzelversetztung). Die Renovierungen der jüngeren Zeit 1949, 1963/1965, 1978, 1991 sind noch in Erinnerung. Auch die alte Orgel musste mehrmals erneuert werden. Im Jahr 1956 wurde eine neue, größere Orgel eingebaut und im Zuge der Renovierung der Kirche 1991 generalüberholt. Eine eigene Geschichte haben die Glocken, schon wegen zweier Weltkriege. Zu bemerken sei noch:
1899 ging die Kirche (mit Pfarrhaus und Liegenschaften) in das Ei9gentum der Kirchengemeinde über.